Meine Frau und ich zogen vor ungefähr 2 Jahren ins schöne Alveslohe. Einen Hund hatten wir bereits, Nachwuchs wurde geplant (und ist mittlerweile 3 Monate alt). Unser Traum vom Landleben schien vollkommen. Allerdings schloss dann der kleine Dorfladen. Somit gibt es keine unmittelbare Einkaufsmöglichkeit mehr, was auch für uns eine erhebliche Beeinträchtigung darstellt. Von den älteren Menschen im Dorf ganz zu schweigen. Mit Interesse verfolgten wir zunächst die geplante Gründung einer Genossenschaft zwecks Errichtung eines kleinen, grünen Dorfladens. Der Dorfladen soll „grün“ sein. Regionale Bio-Produkte sollen angeboten, eine gemütliche Kaffeeecke eingerichtet werden. Das klang für uns nicht nur nachvollziehbar, sondern auch sehr sinnvoll.
Allerdings verfolgten wir einen Infoabend, bei dem deutlich wurde, dass ein kleiner Dorfladen ohne massive Unterstützung der Gemeinde und Mitarbeitern, die zu geringsten Gehältern beschäftigt werden, wohl keine Überlebenschancen hätte. Darüber hinaus gibt es ein Dorfentwicklungskonzept, welches keinen kleinen Dorfladen vorsieht, sondern die Gestaltung eines attraktiven Dorfkerns mit einer großen Einkaufsmöglichkeit für den Wocheneinkauf, Ärzten, einem Bäcker usw. Also all das, was Alveslohe für „den nächsten Schritt“ braucht.
Außerdem erinnerte ich mich an das Dorf, in dem meine Großmutter lebte. Ungefähr so groß wie Alveslohe und immer mal wieder mit einem neuen Dorfladen, der nach kurzer Euphorie wieder schließen musste, weil das Sortiment zu klein, die Preise zu hoch und die Konkurrenz in Nachbarorten zu groß war. Deshalb musste Jung wie Alt hier trotz kleinen Dorfladens ständig mit dem Auto den Wocheneinkauf woanders tätigen.
Noch entscheidender ist allerdings: Ein kleiner Dorfladen würde bedeuten, dass das Dorfentwicklungskonzept nicht vom Land und der EU gefördert wird, weil sich eine Konkurrenzsituation aus dem Dorf heraus entwickeln würde. Und genau hier entsteht für mich eine enorme Problematik. Wenn also eine kleine Initiative innerhalb Alveslohes eine Genossenschaft gründet, um ein rückwärtsgewandtes und eingeschränktes Konzept eines Dorfladens zu verwirklichen, blockiert und verhindert diese Minderheit das beschlossene Dorfentwicklungskonzept, hinter dem die Gemeindevertretung, also die gewählten Vertreter des Dorfes stehen. Dies macht deutlich, dass es hier nicht um eine Entwicklung Alveslohes geht, sondern um ein rein ideologisches und aktionistisches Konzept. Denn ein kleiner Dorfladen würde weiter bedeuten, dass man für größere Besorgungen immer noch woanders einkaufen muss. Und deshalb sage ich mittlerweile: Ein kleiner Dorfladen in Alveslohe – Ohne Zukunft in die Vergangenheit!
Der bestehende Interessenkonflikt der Mitglieder der Dorfladeninitiative durch das gleichzeitige Mandat in der Gemeindevertretung sowie die bevorstehenden Kommunalwahlen seien hier nur am Rande erwähnt, stützen aber einen Eindruck einer ideologischen Prinzipienreiterei.
Steffen Schlömer (und Familie)